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marcel webKarate (空手, dt. „leere Hand“)

Karate ist eine alte Kampfkunst aus der Region Okinawa in Japan. Sie wurde entwickelt, um sich effektiv gegen (bewaffnete) Gegner zu verteidigen. In diesen Auseinandersetzungen konnte es um Leben oder Tod gehen. Deshalb wurden alle möglichen Angriffsziele geübt. Man beschränkte sich nicht auf Fauststöße, sondern benutzte jeden möglichen Körperteil, der zur Verteidigung oder zum Angriff eingesetzt werden konnte, zum Beispiel Kopf, Ellbogen, Handgelenk, Knie, Zehenspitzen oder Handkante - um nur einige der Körperteile zu nennen, die im ursprünglichen Karate vorkommen.

Im 20. Jahrhundert hat sich das Karate aber sehr verändert. Viele Dojos änderten das Karate so ab, dass man es als Sport ausüben konnte. Einige Techniken wurden weniger, andere mehr praktiziert. Bei einigen Techniken war die Verletzungsgefahr zu groß, andere Techniken konnte man in einer Wettkampfsituation nicht richtig einsetzen. Nach wie vor basiert aber das Karate auf drei Säulen:

1. Kata

2. Kihon

3. Kumite

Dojo-Etikette (道場訓 Dojokun)

Eine Besonderheit beim Karate (und anderen Kampfkünsten) ist die Dojo-Etikette. Jedes Karatetraining, jede Übung und jede Kata beginnt und endet mit einem Gruß. Vor dem Unterrichtsanfang und am Ende wird gemeinsam, aber auch vor und nach jeder Übung werden die Partner an- bzw. abgegrüßt. Dadurch wird das erste Prinzip der 20 Regeln von Gichin Funakoshi zum Ausdruck gebracht: "Karate beginnt und endet mit Respekt!". Vor Betreten und Verlassen des Übungsraumes werden die darin Versammelten mit einer kurzen Verbeugung begrüßt. Danach wird gemeinsam eine rituelle Grußzeremonie (Rei) durchgeführt, in der sich Schüler und Meister voreinander und vor den alten Meistern und Vorfahren verneigen. Begriffe, die beim An- bzw. Abgrüßen verwendet werden: Yoi, Seiza, Dojokun, Mokuso, Shomen ni rei, Sensei ni rei, Otogai ni rei, Kiritsu.

In unserem Dojo versuchen wir, das ursprüngliche und das moderne Karate zusammenzubringen. Im Kihon und Kumite setzten wir uns mit der Vielfalt des Karate auseinander und beim Studieren der Katas versuchen wir, die Techniken exakt auszuführen und deren Bedeutung durch Bunkai (Kata- Anwendung) zu erlernen.

Geschichte

Okinawa, eine Insel nördlich von Taiwan, war lange Zeit ein unabhängiges Königreich, welches sowohl Kontakte mit China als auch mit Japan unterhielt. Auf dieser Insel gab es eine eigene Kampfart namens Okinawate. Weil Japan immer wieder versuchte, seinen Einfluss auf Okinawa zu stärken, schickte China eine größere Delegation nach Okinawa. Diese Delegation bestand aus unterschiedlichen Vertretern Chinas. So waren Künstler, Händler, aber auch militärische Experten dabei. Diese Delegation siedelte sich in Okinawa an und verbreitete ihr Wissen an die einheimische Bevölkerung. Unter den militärischen Experten waren mehrere Kung-fu-Meister, die anfingen, ihre Kampfkünste zu unterrichten. Daraus und aus Okinawate ist Karate entstanden. Der ursprüngliche Name des Karate bedeutet auch China (Kara)-Hand (te).

Als Japan Okinawa besetzte und den Einheimischen das tragen von Waffen verbot, ist Karate in den 'Untergrund' gegangen und wurde nur noch im Geheimen praktiziert. Erst nach der Entmachtung der Samurais im 19. Jahrhundert wurde Karate zugänglicher. Karate-Meister fingen an, Karate-Schulen zu gründen und Karate wurde sogar als Schulsport in Okinawa unterrichtet. Diese Entwicklung sorgte dafür, dass Karate rasch an Beliebtheit gewann. Als Abgesandte aus Japan auf Okinawa zu Besuch waren, zeigte man ihnen eine Karate-Vorführung. Dies war der Anfang der Verbreitung von Karate außerhalb Okinawas. Karate-Lehrer wurden eingeladen, ihre Kunst in Japan zu zeigen. Die ersten Meister kamen dauerhaft nach Japan und gründeten Schulen. In Okinawa unterrichteten die verschiedenen Meister entsprechend ihrer eigenen körperlichen Voraussetzungen und der Kata, die sie kannten, ohne dass in verschiedene Stilrichtungen unterteilt wurde. In Japan dagegen wurden den verschiedenen Meistern auch verschiedene Stilrichtungen zugeordnet. Eine weitere Veränderung findet statt. In Japan wurde Karate zunehmend versportlicht. In Okinawa ist Karate nie als Sport betrieben worden und die Meister von Okinawa standen dieser Entwicklung ablehnend gegenüber.

Auch wenn viele Karateka (auch heute noch) Karate als Kampfsport ablehnen, ist es dieser Entwicklung zu verdanken, dass sich Karate weltweit ausgebreitet hat. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die JKA (Japanese Karate Association) gegründet, um Sportkarate zu fördern. Sie versuchten, ihren Lehrer Funakoshi Sensei miteinzubeziehen, aber dieser lehnte ab, weil er Sportkarate nicht akzeptierte. Er hat das JKA-Dojo nicht ein einziges Mal besucht. Dennoch bewirkte die JKA die Verbreitung von Karate in der ganzen Welt. Junge talentierte Karateka wurden ausgeschickt, um Karate in anderen Ländern publik zu machen und Dojos aufzubauen. So gelangte das Karate auch nach Deutschland und damit auch zu uns. Trotz seiner ablehnenden Haltung blieb Funakoshi Sensei immer der hochverehrte Meister für die JKA.